Da habe ich mich wohl doch ein bisschen zu weit aus dem Fenster gehängt. Natürlich ist Günther ganz froh uns an Bord zu haben. So hat er die Arbeit am Schiff in
einer Woche geschafft, wo er alleine 14 Tage gebraucht hätte. Aber natürlich ist es für ihn nicht einfach uns mit Arbeit und Werkzeugen zu versehen, wenn er gerade selbst etwas Kniffliges macht,
das er uns nicht überlassen kann. Dann nerven wir natürlich.
Gestern Nachmittag haben wir dann eine Fahrt über die kleine Insel gemacht. Erst ganz in den Norden, wo es eine 150 m hohe Steilküste gibt und dann noch ganz in den Westen. An dieser Steilküste
habe ich dann die Drohne fliegen lassen und somit Ausblicke aufgenommen, die man ansonsten nicht sieht. Ein kleiner Film und Fotos werden nachgereicht. Jetzt haben wir Zeit und ich kann sie an
meinem Computer bearbeiten.
Naiafu ist die Hauptstadt. Dort in der Nähe war auch der Stellplatz der BORA an Land. Der blaue Punkt markiert die Stelle an der Steilküste, wo wir die Drohne haben
fliegen lassen. Zwischen diesen Inseln und Halbinseln werden wir in der kommenden Woche umherfahren, uns schöne Ankerplätze suchen und das Leben genießen. Die Entfernungen sind sehr überschaubar.
Von Nord nach Süd nicht mehr als 30 km.
Die Insel wird zu großen Teilen landwirtschaftlich genutzt. Unter hohen Kokospalmen wachsen Südfrüchte, insbesondere Bananen. Kleine Dörfer sind im Land verstreut. In jedem Dorf gibt es eine
Kirche mit einem Friedhof mit vielen geschmückt Gräbern, eine Schule, ein Gemeindehaus und viele Schweine, die unbeaufsichtigt überall herumlaufen. Dazu Hühner, Kühe und Hunde. Ein ganz
besonderes Bullerbü in Takatukaland. Die Menschen sind alle außerordentlich freundlich und grüßen immer mit einem zugewandten Lächeln.
Heute um 14 Uhr kam ein großer Wagen, der die BORA in ihr angestammtes Element zurück brachte. Alles verlief sehr professionell, so dass wir schon eine halbe
Stunde später wieder im Wasser waren. Günther startete die Maschine und wir fuhren gerade mal 3 Meilen zu einer Boje vor einem Resort an welcher wir fest machten.
Toll!!!
Blaues, klares Wasser, in das wir gleich hineintauchen. Wir machten das Dinghi (Schlauchboot) klar und bauten den Außenbordmotor an. Damit sind wir flexibel und können überall hinfahren.
So schön die Inseln auch sind, auf den zweiten Blick ist dann doch nicht alles so paradiesisch. Die Gesellschaft ist z.B. ausgesprochen hierarchisch organisiert. Besonderen Respekt genießt die älteste Schwester in einer Familie. Sie kann von den jüngeren Geschenke einfordern. Ist sie kinderlos, so kann sie durchaus von einer jüngeren ihr Baby einfordern. Gleichwohl spielen die Männer in Tonga die wichtigere Rolle. Entscheidend sind 18 adlige Familien und darüber hinaus die sog. „Talking Chiefs“- letztere verdanken ihre besondere Rolle dem Umstand, dass die Herrschenden und die einfachen Leute in Tonga unterschiedliche Tonga-Sprachen sprechen. Insofern werden die „Talking - Chiefs“, die wiederum beide Sprachen beherrschen, als Übersetzer benötigt!
Wir führen dann gegen Abend mit dem Schlauchboot zu dem kleinen Resort. Von hier aus starten die Touristen zum Whalewatching. Leider gab es für uns kein Abendbrot.
Wir hätten uns früher anmelden müssen.
So zauberte Günther uns schöne Spaghetti an Bord.
Die Sonne ist untergegangen und vom gegenüberliegenden Ufer tönt Musik herüber. Es ist friedlich. Die kleinen Wellen gluggern am Rumpf.
Wir sind so gut wie fertig. Heute Morgen haben wir noch mit unserem Leihwagen Einkäufe getätigt und das Boot sauber gemacht. Morgen geht es endlich ins Wasser.
Aber eigentlich ist dieses 11m-Boot für 3 Personen zu klein. Alles ist bis zum letzten Winkel vollgestopft, so dass wir kaum Platz haben.
Aber irgendwie geht es. Glücklicherweise ist es hier so warm, dass wir die meiste Zeit im Cockpit verbringen. Aber um z.B. von hinten nach vorne zu gelangen, muss man immer einen Augenblick
abwarten, oder fragen, wenn einer in der Küche arbeitet.
So, jetzt erst einmal ein kleines Mittagsschläfchen und dann wollen Nahmen und ich noch die kleine Insel mit dem Auto erkunden. Günther will noch etwas rumpuzzlen. Er braucht dafür seine Zeit.
Wir stören ihn ja immer, wenn er uns irgendwo eingeteilt hat. Wir wissen ja nicht, wo in den vielen Ecken und Verstecken die Werkzeuge liegen, die wir gerade benötigen. Er meinte auch, dass wir
darum auch keine echte Hilfe seien.
Kurz vor 16 Uhr. Ein Tropenregen. Aber alles in Butter. Den ganzen Tag über war es schön. Morgens erst etwas heiß; dann kam aber etwas Wind auf und es ließ sich gut
aushalten.
Wir haben richtig viel geschafft. Günther ist in den Mast geklettert und wir haben ein zweites Vorstag (Draht von der Mastspitze zum Bug) gesetzt und dann die Rollfock (Segel vorne, das man
aufrollen kann) fertig gemacht.
Mittags toastete Günther dann Brot in der Pfanne und es gab Rührei mit Speck. Anschließend gönnten wir uns eine Mittagspause. Nahmen und ich haben richtig geschlafen. Ich glaube, dass sich Nahmen
das alles etwas anders vorgestellt hat. Aber ich glaube, dass ihm diese Arbeit auch ganz gut tut. So kommt er aus dem Kopf. Vielleicht ist es auch eine gute Erfahrung, nichts zu wissen und zu
können und immer fragen zu müssen.
Zumindest verstehen wir drei uns recht gut.
Nach dem Mittag haben wir dann das Unterwasserschiff gemalt. Nahmen die eine Seite und ich die andere. Sieht richtig gut aus. Morgen noch ein paar kleine Arbeiten, sowie sauber machen und
aufräumen und dann sollen wir am Freitag ins Wasser gehievt werden.
Die Einheimischen sind ganz besonders freundlich. Ich habe selten so offene, zugewandt Menschen getroffen und da sie alle Englisch sprechen, kann man sich auch gut mit ihnen unterhalten.
Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Es gibt viel zu tun an der BORA. Aber wir kommen voran. Und dann immer wieder Schauer. Aber es ist angenehm warm, so dass man auch in Badehose bei Regen arbeiten kann.
Ansonsten hat es nichts Erwähnenswertes gegeben.
Ja, welch eine Überraschung! Regen. Aber schon in Laufe des Tages hörte er auf und verwandelte sich in leichte Schauer. Sehr angenehm, etwas kühler und
windiger.
Wir sind heute gut mit der Fertigstellung des Bootes weiter gekommen und denken, dass wir spätestens Freitag ins Wasser können. Nahmen und ich haben eingekauft, so dass jetzt alles zum Leben
ausreichend vorhanden ist. Günther ist mit dem Fortschritt auch zufrieden - und das ist die Hauptsache.
Heute trafen wir Deutsche, die mit einem 18 m langen Katamaran unterwegs sind. Sie haben mit großen Walen getaucht. Vielleicht haben wir ja auch solch ein Glück.
Wenn ich das so richtig betrachte, sind wir hier noch gar nicht angekommen. Wir wachen morgens um 6 Uhr auf und jetzt um 21 Uhr schläft Günther schon seit einer
Stunde und Nahmen und ich haben uns nach einer Flasche Rotwein auch zurück gezogen.
Wir haben noch eine Nacht im Hotel gebucht, denn das Boot braucht doch mehr Pflege als angenommen.
Wir haben fast das ganze Boot mit Chlor ausgewischt und alles sauber gemacht.
Heute Abend haben wir dann noch eine Reparatur- und Einkaufsliste erstellt. Es wird vermutlich noch 3 bis 4 Tage dauern, bis wir so weit sind, dass wir ins Wasser können.
Glücklicher Weise gibt es in der Nähe eine Stelle, wo wir uns im klaren Südseewasser erfrischen können
Tonga ist sehr viel rückständiger als Fidschi. Die Häuser sind einfacher und man muss aufpassen, dass man keine Schweine überfährt, die hier einfach frei herumlaufen. Die Menschen sind auffallend
freundlich und offen zugewandt und man hat das Gefühl, dass man auch wirklich gemeint ist.
Es liegen hier viele Boote und abends scheint man sich in einer Kneipe zu treffen, vor der alle Boote ankern oder an Bojen liegen. Die Bucht ist fast geschlossen und somit auch sehr
sicher.
Die Temperaturen sind gut auszuhalten; vielleicht ist es nachmittags etwas zu warm.
Heute Nachmittag wurde unser Mittagsschläfchen durch zwei Erdstöße beendet. Zwischen Fidschi und Tonga hatte es ein Seebeben gegeben. Komisch, wie plötzlich alles erzitterte.